Javascript Menu by Deluxe-Menu.com Trinity Hamburg Zeitreise


 

Es war einmal…na ja ok, aber es war wirklich eine tolle Zeit. Ich war das erste Mal 1979 zur Teen Disco im Trinity. Hier ein Bericht von Thomas aus Hamburg der genau die Eindrücke von damals wunderbar beschreibt.....viel Spaß beim lesen.


Dezember 1978, Die Eröffnung
Vorweg; in der heutigen Zeit würde ich zu so einer spektakulären Eröffnung ohne Einladung nicht gehen. Damals war alles anders… Schon vor der Tür bot sich ein Schauspiel, das meine Neugierde in Aufregung verwandelte. Mein Körper zitterte vor Spannung. Taxen und PKW stauten sich aus beiden Richtungen und Alle strömten zum blauen Neonlicht. Der Eingang hatte ein magische Wirkung, der schwarz poliert Marmor und das blaue Neon hatte eine kühle Eleganz. Die Glastüren (sie waren anfangs nicht zugeklebt) ließen schon einmal den Blick ins Foyer zu. Der dunkelblaue Sternen-Vilurteppich verschluckte das Licht der vielen Punktstrahler, die in dieser Zeit in allen Discos Standart waren. Der „Bankschalter" im schwarzen Klavierlack, war schon die 20 Mark Eintritt wert.

Die Eintrittskarte kam automatisch wie eine Fahrkarte aus einem Schlitz. Gleich hinter der Kasse führte eine Treppe nach oben. Darum wollte ich mich später kümmern. Zunächst folgte ich dem Partyvolk. Ich ging den langen Gang rechts herum (der andere Eingang, gleich am Foyer wurde erst zu Offline-Zeiten geöffnet), an den Klos vorbei, die auch nicht unerwähnt bleiben sollten. Eine 5-Sterne-Toilette mit Vorraum für die Klofrau und das Telefon. Innen dunkelblaue Fliesen und gleichfarbige Waschbecken eingelassen in Marmorplatten mit goldenen Wasserhähnen, alles wiederum beleuchtet mit Halogen-Punktstrahlern.
Zum Ende des Ganges wurde der Sound immer klarer und ließ einen großen Raum mit einer gigantischen Anlage erahnen, eine Stufe noch und ich war drin. Über mir war noch eine relativ niedrige Decke. Ich wagte mich weiter hinein und war von dem Ausmaß dieser Disco überwältigt.
(Ich sollte Mitte der 80er Jahre Discos sehen, die 5 mal so groß waren, aber nicht annähernd so gut). Das Trinity hatte neue Maßstäbe gesetzt und die übrigen Läden auf ihre Plätze verwiesen.
Mein Ranking ende der 70er: Star Club, Dullys Okay, Madhouse, Wappen von Hamburg, Third World, Corner 57, Tenne, Hittfelder Mühle, Mic Mac Moisburg, Big Apple, YaYa, Broadway, Top 10, und das doofe Posemuckel.

Der Rest der derzeit angesagten Discos, wie das Elvis, Colosseum, Piepers, Waterloo, New Castle, Schnuckenstall, Pferdestall, Lucky Star … und wie sie alle hießen, hatten den Charme von Scheunen und waren Alle samt in gut brennbar, rustikalen Holz gehalten. Die DJs in diesen Läden saßen meist wie Förster in einem eigens dafür gebauten Hochsitz…

Zurück zur Nummer Eins.
Mein Ziel war jetzt der DJ und die Musik- und Lichtanlage von Disco Circuit Inc., von der ich zuvor gelesen hatte. Ich konnte die Musikanlage schnell ausmachen, so groß war sie. Entlang der Tanzfläche steuerte ich die Kanzel an. Mir verschlug es den Atem. Drei (!) Plattenspieler, darüber hatte vorher noch nicht nachgedacht, machte aber auf Anhieb Sinn. Typisch amerikanisch hatte der Mischer keinen einzigen Flachbahnregler.

In den folgenden Tagen wurde meine heimische Anlage amerikanisiert:
Der Krossfader am Prefermixer machte Platz für zwei Drehpoties und für den Verkauf meiner 2 SONY PS-X 50 bekam ich nicht mal einen Thorens, aber wenigstens Zwei sollten es schon sein. Alle Bedienelemente wurden nach dem ergonomischen Trinity-Vorbild, 45°-schräg eingebaut, leider ohne die superlangen LED-Ketten und ohne das Touchboard in der Größe eines mittleren Keyboards.
Weiter versuchte ich die vielen anderen Geräte ihrer Funktion zuzuordnen, die drei Thorens, mit den Stanton 680EEE und das Cassettendeck TC-204 von SONY waren mir bekannt.
Jetzt zum Deejay:

In diesem Fall sollte es eine Djane, wie man heute sagt, sein. Eine Frau, das war schon eine Sensation. Das war sie also, Sharon Lee, Model „Kim Wilde", im blau glänzenden Overall. Sie war in ständiger Bewegung. Sie schien permanent mit beiden Händen gleichzeitig an den Drehpoties zu schrauben. Sie setzte Akzente mit Bässen, Mitten und Höhen, mit der Lautstärke selbst, oder schleuderte den Sound mit der Balance von der einen auf die andere Seite des Ladens. Dabei sprang sie, tanzte, oder hielt ihre Arme hoch während 2 Scheiben synchron liefen. Nick Straker, Jimmy Bo Horne und Co., waren die „Best Of" aus meiner Plattensammlung und stellten einen verschwindend geringen Teil ihres Musikprogramms dar.

Die mir bis dahin bekanten Discos hatten zwar ihren jeweils eigenen Musikstil entwickelt, aber primäres Ziel war neuerdings, Nacht für Nacht auf ausgelassene Stimmung hin zu steuern, die wir von Livekonzerten kannten. Handsup, oder Kreischen bei leisen Passagen, oder Spannungsbögen, war zu der Zeit in den Discos neu. Tabus gab es nicht, so konnte man häufig um Mitternacht zum klassischen Walzer tanzen. Noch in dieser Nacht erhob ich sie zu meiner DJ-Göttin.
Das synchronisierte Mixen konnte ich zu diesem Zeitpunkt schon, aber alle, eingeschlossen ich, waren beim Synchronisieren und beim Übergang hoch konzentriert. Frau Lee bremste, drehte auf dem Label nach, die drei 126er schwangen wie wild. Rätselhaft das keine Platten sprangen. Meine 126er stießen schon bei geringeren Manövern ans Chassis, aber ich hatte nur MKIII. Im Herr Long hatte drei MKIV eingebaut, die Sharon alle nutze.
DJs die ihr folgten, nutzen den rechten Teller meistens als Kopfhörerablage.

In dieser heiligen Kanzel befanden sich eigentlich immer 3 bis 4 Personen. Wer da stehen durfte war ein Auserwählter. Ein einziges Mal war ich in der Kanzel, es war Samstag der 12. August 1980, als Ray mich zu ihm bat, um mir meine Kassette zu geben, die er aufgenommen hatte. Es war wie das Gefühl zum ersten Mal auf einer Bühne zu stehen, wie benommen verließ ich das Pult, ohne zu stolpern, oder etwas umzuwerfen.

Einer schien allein nur für das Licht zuständig zu sein. Tommy de Malo war der LJ. Diese Berufsbezeichnung entstand zu dieser Zeit.
Er war ebenso enthusiastisch wie Sharon. Ich habe oft beobachtet, dass er sich zu ihr beugte, um zu sehen was sie vor hatte aufzulegen, oder sie informierte ihn über ihre Idee. Es ist schwer wiederzugeben, wie perfekt und kreativ dieses Ur-Team war. Tommy hatte die Gabe mit seinen Lichtinszenierungen den Raum zu verwandeln und Musik visuell zu beeinflussen. Zum ersten Mal erlebte ich Trockeneisnebel. Aus großen Öffnungen am Tanzflächenrand waberte schneeweiß der Nebel und sank als zusammenhängende Wolke kniehoch auf die Tanzfläche.
Es machte ihm spaß bestimmte Leute mit seiner riesigen ferngesteuerten Suchscheinwerfer zu verfolgen.

Nur ein Nachfolger konnte ihm das Wasser reichen, es war Uwe Mai, kein Performer, aber ebenenfalls kreativ und unerreicht flink beim Um- oder Zuschalten der Effekte, auf das einzigartige Touchbord.
Wenn ich Party Boys (Foxy) oder Musicman (Revange) höre, sehe ich immer noch Uwe’s Lightshow.

Mit meinen Sinnen, speicherte ich alles für die Ewigkeit. Ja, ich kann das Trinity heute noch riechen, es war ein ganz typischer angenehmer Duft.
Nach zwei Stunden in Trance geriet ich einen Konflikt, ich wollte meine Freundin dazuholen, wollte gleichzeitig niemals wieder weg hier, jedenfalls nicht diese Nacht.
Kurz vor Mitternacht fuhr ich dann doch los, sie zu holen. Unterwegs überlegte ich mir tausend Gründe sie zu überreden, denn sie wollte lieber mit ihrer Freundin ins Posemuckel, da wollte ich nie hin …und wenn, dann nach hinten in die kleine Disco, sie blieb lieber vorne, beim Brunnen.
Völlig unerwartet brauchte ich sie nicht überreden, wahrscheinlich hatte der euphorische Zustand, in dem sie mich erlebte, auch in ihr die Neugier geweckt.
Wir erreichten das Trinity gegen 1 Uhr. Das Szenario draußen war unverändert. Sie war sprachlos, als ich für sie wie selbstverständlich 20 Mark zahlte,… ich… hatte mich bereits daran gewöhnt.
Im Sommer 79 zahlten wir freudig 40 Mark pro Person, auch wieder ohne Verzehr. Ich hätte mir nach einem Jahr Eintritt und Verzehr einen fabrikneuen GTI kaufen können…und… ich bereue keine Mark.
Ich war ein alter Hase und führte sie kündig schnell in den Mittelpunkt der Geschehens. Richard Long’s Meisterwerk war atemberaubend. Der „Disco Circuit Inc.-Sound" ist bis heute unerreicht. Diese Meinung teile ich unabhängig mit Allen, die diese Anlage gehört haben. Ich habe Soundanlagen mit mehr Druck erlebt, es war diese typische Brillanz, die trotz des hohen Pegels immer gleich blieb. Dies erklärt, warum viele Scheiben außerhalb des Trinitys ihre Magie verloren. „I Who Have Nothing", "Come To Me", "Boys Will Be Boys", "Never Gonna Say Goodbye" usw, sind wohl für die Fiftyfour-Liga produziert worden.
Wir standen am Rand der Tanzfläche beim Haupteingang. Es lief „This Is My Life" und Konfetti flitterte von der Decke.

Mit ihr gemeinsam erkundete ich nun das obere Stockwerk. Oben lud uns ein großer ovaler Tresen ein. Cola-Schuss Getränke wurden mit Schläuchen eingeschenkt, die aus der Decke hingen. Cola als Schuss, war an diesem Tresen gratis. Ob sie auch umsonst war, wenn man Cola pur wollte, habe ich nie ausprobiert. In dieser Zeit lernten wir eher Cocktails kennen.

Am folgenden Montag verschenkten wir unsere Posemuckeltaler. Am liebsten hätte ich meine Plattensammlung verkauft, um mir die Trinity-Platten zu holen, aber wo!? Soul-City wurde mein Mekka. Traktor gab es glaube ich noch nicht. Ich lernte das Importe schwerer waren, besser klangen …und diese Scheiben hatten ihren Preis.

Diese Zeit, die ich erlebte, wurde 1998 verfilmt. Studio 54, einer meiner Lieblings Streifen.

Außer Silvester 78/79 ließen wir fortan kein Wochenende aus. Manchmal sogar Freitag und Samstag. Im Sommer dann auch noch sonntags ab 18 Uhr. So ein Wochenende ließen wir uns 160 Mark kosten, nur Eintritt versteht sich. Hin und wieder ergatterten wir Freikarten, die ich behielt, sie waren mir zu wertvoll, sie einzulösen.

In diesem Jahr genossen wir den Gegenwert in vollen Zügen. Gloria Gaynor und Co gaben sich ohne Vorankündigung die Ehre. Travestie-Künstler aus dem Pulverfass und Gogos kamen nach ihrem Feierabend und tanzten auf Podesten bis in die frühen Morgenstunden. Wahrscheinlich ausgelöst durch Katmandu’s „The Break", hörte man hier und da Trillerpfeifen, die sich passend zur Musik im Laden verteilten. Später nahm diese Entwicklung soweit zu, dass sie sogar untersagt wurde.



Das Trinity steigerte sich weiter und weiter…
Irgendwann morgens verschwanden Sharon und Tommy. Während dessen legte ein junger blondierter Typ auf. Nach einer knappen Stunde erschienen die Hauptakteure und das letzte Gewitter zum Showdown brach los. Sie gaben uns den Rest. Erschöpft vom stundenlangen ausgelassenem Tanzen, fuhren wir glücklich nach Hause.

1.1 Sommer 1979
Ich war in der Hamburger City unterwegs, da fiel mir ein Comodore [Mike: "...eine weiße Comodore Limosine mit goldener Kofferaumklappe..."] auf, der neben dem Kennzeichen einen „Dorian Grey"-Aufkleber hatte. An der selber Stelle hatte ich, an meinem Auto den dreieckigen Aufkleber vom „Trinity". Zufällig begegnete ich den Beiden noch mal, als sie am Getrudenkirchhof mit quitschenden Reifen vor dem Plattenladen „Heimann" einen Kantstein rauf fuhren. Sie steigen aus und trugen einen blauen und einen rotglänzenden Blouson.
Abends waren wir wieder im Trinity und ich traute meinen Augen nicht, sie waren die DJs. Auf einem graviertem Schild an der Kasse konnte man lesen: *
„Music By Peter Römer " *Dieser neue DJ war an Perfektion nicht zu überbieten. Jeder Übergang war sauber und mindestens 1 Minuten lang. Die Scheiben, die er aus seiner Seekiste holte, hatten alle Aufkleber mit BPM-Angaben und Notizen. Sofort beklebte und beschriftete ich auch meine Sammlung.
Eine Bekannte von uns, Sabine Fahning, die Tochter des Hamburger Spediteurs Fahning, hatte freien Eintritt, weil angeblich Peter dort als Fahrer angestellt war. Unvorstellbar, dachte ich, dass so jemand einen ganz normalen Job hat.


Ende 80 war der Zenit erreicht.
Erst Anfang 81 stockte diese Entwicklung kurz…

1.1 Mit Mühe versuchte man zum Jahreswechsel diese Ära fortzusetzen. Die Musikmagazine prophezeiten „das Ende der Discomusik". Was sollte jetzt folgen?
Nach Peter Römer wechselten die DeeJays häufiger. Und alle mussten sich an den Vorgängern messen lassen. In dieser Zeit muss der Besitzerwechsel stattgefunden haben. Anfang 1981 begann meine DJ-Laufbahn. Zu dieser Zeit war es unüblich in 2 Läden gleichzeitig aufzulegen. Demzufolge musste ich beide Tage arbeiten und konnte nur ab und zu, wenn meine Schicht es zu ließ, kurz rüber laufen. Ich legte im KLO (später VOICE) auch in der Eimbüttler Chaussee mit Rufus, Ingo und Torsten im Schichtbetrieb auf, mit zwei 126ern MKIV.

Drüben hatte sich jedes Mal etwas verändert. Das Kassensystem war in die Mitte des Foyers gezogen und man bekam zum Sonderpreis von 10 Mark, eine Karte zum abknipsen.
Im oberen Stockwerk wurden die schmalen hinteren Gänge verglast.
Der Glanz verschwand allmählich. Das Publikum war eine Mischung aus Übriggebliebenen und Besuchern aus der unmittelbaren Gegend. Es wurde eine dunkle Höhle und es schien den Technikern schwer zu fallen, mit der Reparatur der riesigen Lichtanlage Schritt zu halten. Immer war etwas ohne Funktion. Zu allem Überfluss wurde eine Laseranlage installiert. Multifunktionell wurden Filme präsentiert. Rocky Horror, oder die Blues Brothers konnten nicht verhindern, dass die Partycrowd fort zog. Angesagt waren jetzt das Voila, Checkers, Gala, Pit, Madhouse und das Cha Cha… Im April 1983 änderte sich das Jugendschutzgesetz, was dazu führte, dass es immer später in allen Läden voll wurde, denn ab 24 Uhr war jetzt für die Teenies Schluss...

2.0 Das Offline 1984 – 1989?
Ich war gespannt. Amptown hatte ganze Arbeit geleistet und war auch noch stolz darauf.
Bei meinem ersten Besuch kam ich mir vor, wie ein Museumsbesitzer, dem man seine Monalisa gestohlen hatte. Ich weiß noch, das ich einen Kloß im Hals hatte und Tränen in den Augen. Warum hatte kein reicher Japaner den Laden abgetragen und 1:1 aufgebaut und als Wallfahrtsort der Nachwelt erhalten?
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